Von den Jungtürken bis Erdoğan. Türkische Geschichte im 20. und 21. Jahrhundert

 

vom 17. bis 19. Februar 2017

in der Bildungs- und Begegnungsstätte  "Der Heiligenhof" in Bad Kissingen

 

Seminar in der Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis für Volksgruppen- und Minderheitenfragen zu dessen 40-jährigen Bestehen sowie dem Internationalen Institut für Nationalitätenrecht und Regionalismus (INTEREG)

 

Inhalt:

Etwas mehr als 100 Jahre sind seit der Jungtürkischen Revolution von 1908 vergangen. Es war ihr Ziel aus einem Vielvölkerstaat einen ethnisch homogenen Nationalstaat zu schaffen. Im Verlauf des Ersten Weltkrieges geschah dabei der Genozid an den Armeniern, daneben gab es Massendeportationen, gewaltsame Umsiedlungen und groß angelegte Mordaktionen an christlichen Griechen, Assyrern und Bulgaren. Zugleich erfolgten ähnliche Gewalttaten von griechischer, serbischer, russischer und bulgarischer Seite an slawischen Muslimen, an Türken, Tscherkessen und anderen muslimischen Kaukasiern. Nach der Gründung der Türkischen Republik orientierte sich der Staat außenpolitisch an dem Westen und wurde in Zeiten des Kalten Krieges ein zentraler Bündnispartner der NATO. Die türkische Gesellschaft blieb aber weiterhin tief gespalten in eine kleine urbane westlich-säkular geprägte Gruppe und in eine ökonomisch sich weit langsamer entwickelnde, konservativ-religiöse Mehrheitsgesellschaft, die im ländlichen Raum und den kleineren Städten lebte. Erst seit den 1990er Jahren unter den Regierungen der AKP unter dem damaligen Ministerpräsidenten und derzeitigen Staatschef Erdoğan änderten sich diese Strukturen nachhaltig. Die Türkei schien nach mehreren Militärdiktaturen in den 1990er Jahren einen erfolgreichen Weg in Richtung Demokratie und Marktwirtschaft eingeschlagen zu haben. Die Modernisierung von Gesellschaft und Wirtschaft schien atemberaubend, die Erfolge, z.B. die Verbesserung der Lebensverhältnisse waren sicht- und spürbar. Die wirtschaftlichen Verflechtungen zwischen der EU und der Türkei wurden immer enger. Es wurden Beitrittsverhandlungen aufgenommen. Spätestens seit der Präsidentschaft Erdoğans und seinem Bestreben eine Präsidialdemokratie bzw. einen autoritären Staat einzurichten sowie der unrühmlichen Rolle im Syrienkonflikt (Förderung des IS) sowie der Abkehr vom Ausgleich mit den Kurden werden die Erfolge aus Spiel gesetzt. Die Türkei hat nahezu zwei Millionen syrische Flüchtlinge aufgenommen und ist nach wie vor ein wichtiger, wenn auch schwieriger Bündnispartner. Was geschieht in der Türkei? Wie soll man mit der Türkei umgehen? Welche Rolle spielen die Türken in Deutschland?

 

 

Lernziel:

 

Auf der Tagung sollen wesentliche Aspekte der Geschichte der Türkei im 20. Jahrhundert bis in die Gegenwart bekannt gemacht werden. Ein besonderes Augenmerk gilt den ethnischen und religiösen Minderheiten.

 

Programm:

 

Freitag, 17. Februar

- Dr. Günter Reichert, Präsident a.D. der BpB, Vorsitzender der Stiftung SSBW, Bad Honnef: Grußwort zum 40. Jubiläum des Arbeitskreises Volksgruppen- und Minderheitenfragen

- Dr. Meinolf Arens, München: Einführende Bemerkungen zur Geschichte der Türken und des Osmanischen Reiches

 

 

Samstag, 18. Februar

- Prof. Dr. Matthias Stickler, Universität Würzburg: Ethnische Säuberungen im Osmanischen Reich 1908 bis 1923. Ein Überblick

- Elena Luckhardt M.A., Tübingen: Die christlichen Minderheiten in der Türkei seit dem Amtsantritt Erdoğans 2005. Ansprüche und Wirklichkeit.

- Marieta Kumpilova M.A., Leipzig: Die Tscherkessen im Osmanischen Reich und in der Türkei von 1860 bis in die Gegenwart. Zwischen Ansiedlung, ethnokultureller Selbstbehauptung, politischer Instrumentalisierung und Assimilation

- Dr. Wolfgang Feurstein, Freudenstadt: Das kulturelle Erbe Georgiens im Osmanischen Reich und der türkischen Republik

 

Sonntag, 19. Februar

- Prof. Dr. Rudolf Grulich, Nürnberg: Positive und negative Entwicklungen der rechtlichen Rahmenbedingungen für den Minderheitenschutz in Europa anhand ausgewählter Fallbeispiele

- Dr. Ortfried Kotzian, Augsburg: Werdegang und Bedeutung des Arbeitskreises Volksgruppen und Minderheiten seit seiner Gründung im Jahre 1977 anlässlich des 40-jährigen Jubiläums

- Dr. h.c. Bernd Posselt, München, ehem. MdEP, Präsident der Paneuropa Union: Die Türkei und Europa. Ein komplexes Beziehungsgeflecht im 21. Jahrhundert

Hier finden Sie uns

INTEREG

Internationales Institut für Nationalitätenrecht und Regionalismus e.V.

Heßstraße 24

80799 München

Deutschland

 

Kontakt

Bitte nutzen Sie derzeit unser Kontaktformular.

Das INTEREG wird institutionell gefördert durch:

Druckversion | Sitemap
© Internationales Institut für Nationalitätenrecht und Regionalismus